Auslagerung der Softwareentwicklung

Nicht selten kommt es vor, dass ein Softwareprojekt an externe Dienstleister ausgelagert werden muss. Das sollten Sie dabei beachten.

Nicht selten kommt es vor, dass ein Softwareprojekt an externe Dienstleister ausgelagert werden muss. Das ist in sehr vielen Fällen auch ein smarter Schritt, der viele Vorteile bringt.

Egal ob es sich um ein firmeninternes Vertriebstool oder um eine Service-App handelt, eine Auslagerung der Software bedeutet oft, einen frischen Blick zu bekommen, es bedeutet Weiterentwicklung und Verbesserung, neue Features und neue Ideen.

Doch damit die Vorteile nicht von Kommunikationsproblemen, hohen Kosten und einem enormen Mehraufwand überschattet werden, müssen einige Vorkehrungen getroffen und der passende Partner gefunden werden.

Herausforderungen bei der Auslagerung der Softwareentwicklung

Entscheidungsfindung über Art und Umfang der Auslagerung

Auslagerung ist auch nicht gleich Auslagerung. Im ersten Schritt sollte man sich Gedanken darüber machen, was und in welchem Umfang ausgelagert werden soll.

Alles aus einer Hand oder doch lieber Teilschritte auslagern?

Wie so oft gibt es hier kein Best Practice, das als Blueprint auf alle Unternehmen angewendet werden kann. Die individuellen Herausforderungen, interne Ressourcen und Zeit- und Projektpläne müssen hierzu unter die Lupe genommen werden.

Einige Vorteile der jeweiligen Vergabeart möchten wir hier dennoch aufzählen:

KOMPLETTVERGABE VORTEILE

(Full-Service-Anbieter)

  • ein Ansprechpartner für alle Belange (idealerweise Projektmanager als Kommunikations-Schnittstelle)
  • eingespieltes Team und bessere Informationsweitergabe
  • schnelle bereichsübergreifende Entwicklung und damit einhergehende Kosteneinsparung
  • vollständige und saubere Dokumentation
  • geringeres Ausfallrisiko

Doch Achtung – auch hier gilt Komplettvergabe ist nicht gleich Komplettvergabe. Ein Softwareprojekt kann sowohl im Rahmen der reinen Entwicklung, als auch außerhalb, sehr vielschichtig werden und erfordert Kompetenzen in ganz vielen Bereichen.

Sprechen wir rein von der Entwicklung, benötigt ein Software-Projekt ganz oft Frontend-Entwickler, Backend-Entwickler, einen IT-Systemadministrator, einen Projektmanager etc.

Doch es können/müssen noch viele andere Experten mitmischen: von UI/UX-Designern über Marketingexperten bis hin zu Finanz- und Steuerberatern – je größer ein Projekt, desto mehr Instanzen müssen an den Tisch geholt werden. Da gerät selbst die größte Agentur manchmal in „Expertennot“ und muss sich die Partner aus den anderen Bereichen dazu holen.

Daher ist es wichtig, im Vorfeld genau zu definieren, was für einen selber „aus einer Hand“ bedeutet und wie viel Know-How bereits im eigenen Unternehmen zu finden ist.

TEILVERGABE Vorteile

  • präzisere Suche nach Experten möglich
  • Spezialisten im jeweiligen Bereich stellen ihr Know-How zur Verfügung
  • zielgenauere Erfüllung der Ansprüche des Auftraggebers an den Auftragnehmer

Der große Nachteil der Teilvergabe ist der hohe Zeitaufwand, der im Vorfeld in die Definition der Ansprüche an die einzelnen Experten aufgewendet werden muss. Auch die Suche nach eben diesen könnte unter Umständen schwer fallen. Ein Risiko ist der hohe Grad der Abhängigkeit von einzelnen Personen. Meist wird hierbei auf Freelancer zurück gegriffen, die sich als Einzelkämpfer behaupten, jedoch bei unvorhersehbarem Ausfall keinen Ersatz bieten können.

Das Risiko kann dadurch minimiert werden, dass ein oder mehrere Entwickler:innen von einem Dienstleistungs-Unternehmen „ausgeliehen“ werden (Beispiel: Modell Teambuchung). Unternehmen planen die Kapazitäten der Entwickler:innen so ein, dass z.B. auch bei Urlaub oder Krankheit Ersatz bereit gestellt werden kann, sodass das Softwareprojekt nicht verzögert wird.

Auslagerung =/= Offshoring/Nearshoring

Viele denken bei der Auslagerung an Softwareentwicklung in Polen, Ungarn oder Kroatien – diese Art der Auslagerung wird „Nearshoring“ genannt.

Nearshoring ist eine Form des Offshoring – hierbei wird die Tätigkeit der Softwareentwicklung in nahe gelegene Länder verlagert. Beim Offshoring hingegen wird eine generelle Auslagerung des Softwareprojektes in ein anderes Land verstanden. Die geografische Lage ist hierbei irrelevant, wird aber beim Begriff „Offshoring“ oft mit „Farshoring“ in Verbindung gebracht und mit der Auslagerung in weit entfernte Länder assoziiert.

Wer über die Auslagerung des Softwareprojektes nachdenkt, sollte sich der Vor- aber auch der Nachteile der Auslagerung in anderssprachige Länder bewusst sein und das zu einem wesentlichen Faktor bei der Dienstleisterwahl machen.

Gerade bei agilen Projekten kommt der Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Software-Entwickler eine enorme Bedeutung zu. Die reibungslose Kommunikation wird zu einem entscheidenden Faktor, um das Projekt zum Erfolg zu führen. Doch bei der Auslagerung in fremde Länder wird man oft mit Sprachbarrieren und unterschiedlichen Arbeitsvorgängen und Qualitätsstandards konfrontiert – allein schon eine andere Zeitzone kann hier zu einem unbequemen Detail werden und die Entwicklung in die Länge ziehen.

Die richtige Partnerwahl

Die richtige Partnerwahl ist entscheidend für den Erfolg der Zusammenarbeit und der Entwicklung. Hierzu empfiehlt es sich, einige Variablen bei der Auswahl des potentiellen Partners zu priorisieren: Ist eine Begleitung durch einen Projektmanager besonders wichtig? Welche Rolle sollen Zeit- und Kostenfaktoren einnehmen? Ziehe ich potentielle Partner mit einem großen Erfahrungsschatz vor oder sind Referenzen in der Entwicklung innerhalb einer bestimmten Branche ausschlaggebend? Ist der Unternehmensstandort ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung oder wird doch mehr Wert auf die Größe des Teams gelegt?

Tipp: In einer Bewertungsmatrix können alle Variablen mit einer Gewichtung aufgeführt und die möglichen Partner bewertet werden. Das gibt einen guten Überblick. Zusätzlich kann eine zu erreichende Mindestpunktzahl vorgegeben werden, auf diese Weise erhält man ein Ausschlusskriterium.

Nicht zuletzt sollte natürlich auch der erste Eindruck stimmen. Bei einem Kennenlerngespräch wird oft schnell deutlich, ob Auftraggeber und Auftragnehmer „auf einer Wellenlänge“ sind.

Auslagerung des Software-Projektes – alles in allem ein guter Weg zur Individualsoftware

All in all: Die Auslagerung des Software-Projektes ist mit viel Planung und Vorarbeit verbunden, doch die Alternative wäre die Entwicklung in einem eigenen Team – was wiederum noch aufwändiger und teurer werden kann. Allein der Gedanke daran, ein komplettes kompetentes Software-Team auf die Beine zu stellen, jagt der HR-Abteilung Schweißperlen auf die Stirn.

Outsourcing kann eine langfristige, gute Perspektive bieten – der Schlüssel zu einer gelungenen dauerhaften Partnerschaft sind Stabilität und Integrität, regelmäßiger Austausch und eine firmenübergreifende gemeinschaftlich-innovative Unternehmenskultur.